Ein Fest für Clara Wieck_Clara Schumann (1819-1896)

Es beginnt schon mit ihrem Namen! Clara Wieck? Clara Schumann? Oder vielleicht ein doppelter Nachname? Alle Künstler, Frauen und Männer gleichermaßen, werden mit diesem Problem vertraut sein: Sobald ein Name etabliert ist, ist es kein guter Karriereschritt, ihn zu ändern — es sei denn, jemand macht die Tatsache, dass er dies getan hat, zu seinem Markenzeichen, wie auch TAFKAP (Der Künstler, der früher als Prince bekannt war). Doch die bekannte Pianistin Clara Wieck wagte diesen Schritt, als sie 1840 heiratete und den Namen ihres Mannes annahm. Von da an setzte sie ihre Karriere als Clara Schumann fort. Und heute? Wie sollen wir sie jetzt nennen?

Diskussionen wie diese standen am Anfang eines Projekts, das sich seitdem mit der Frage beschäftigt, welche Überlegungen hinter der idealen Karrierestrategie für eine junge Pianistin wie sie gestanden hätten, und Fragen wie: An welchem Repertoire sollte sie arbeiten? Welches Bild passt zum Individuum und was will sie mit ihrer Musik ausdrücken? Und vor allem: Welche Fähigkeiten sind für eine (dauerhafte) Karriere notwendig? Bei der 1819 geborenen Clara Wieck sind die drei Grundpfeiler, die für eine Karriere als Pianistin notwendig sind, selbstverständlich: virtuoses Spiel, Improvisation und Komposition. Allen Dreien widmete sie sich mit großer Intensität und großem Erfolg. Später, als Clara Schumann, reduzierte sie ihr Komponieren, um die Kompositionen ihres Mannes stärker in den Fokus zu rücken. So unterschied sich Clara Schumanns Repertoire von dem von Clara Wieck – ein auffälliger Imagewechsel im Laufe einer langen Kompositionskarriere.

Aber wie sollte man sich dann den verschiedenen Fragen rund um die Klavierkarrierestrategien einer Ausnahmekünstlerin im 19.Jahrhundert nähern? Und welche Fragen werfen sie auf, die auch für heutige pianistische Karrieren gelten könnten? Zum 200.Geburtstag von Clara Wieck_Clara Schumann hat sich ein Team aus Pianistinnen, Improvisatorinnen, Komponistinnen und Forscherinnen gebildet, um die genannten drei Säulen in verschiedenen künstlerischen und wissenschaftlichen Konstellationen zu erforschen. Die geplante zweitägige Feier beginnt mit einem von der renommierten Clara-Schumann-Forscherin Beatrix Borchard (Hamburg) moderierten Konzertvortrag, in dem mdw-Studierende die Biografie und Klänge von Clara Wieck_Clara Schumann zum Leben erwecken. Am folgenden Tag beleuchten drei forschungsbasierte Vorträge Fragen zu ihrer Existenz als Pianistin: Was wissen wir über ihre Auftritte (Janina Klassen)? Was hat sie an ihre Schülerinnen (Annkatrin Babbe) weitergegeben? Und wie koexistierte die Pianistin Marie Wieck karrierestrategisch mit ihrer bekannteren Halbschwester (Stephanie Hodde-Fröhlich)? Am Nachmittag wird das Programm mit Präsentationen künstlerischer Forschungsprojekte von Michael Hudecek und Christina Zurbrügg, Barbara Lüneburg und anderen fortgesetzt. Den Abschluss bildet ein Konzert mit zeitgenössischen Kompositionen inspiriert vom Thema „Clara Wieck_Clara Schumann“ von Hannah Eisendle, Katharina Klement und Manon-Liu Winter sowie Improvisationen von mdw-Studierenden.

Ein Fest für Clara Wieck_Clara Schumann (1819-1896)1
12 & 13. November 2019
Clara Schumann-Saal
Anton-von-Webern-Platz 1
1030 Wien
mdw.ac.at/gender/wieckschumann

  1. Idee, Konzept und Koordination: Abteilung für Gleichstellung, Gender Studies, & Diversity (Andrea Ellmeier und Birgit Hübener) in Zusammenarbeit mit Sybilla Joedicke, Johannes Marian und Manon-Liu Winter (Ludwig van Beethoven Institut für Klavier und Cembalo in der Musikpädagogik), Annegret Huber (Institut für Komposition, Elektroakustik und Tonmeisterpädagogik) und Melanie Unseld (Institut für Musikwissenschaft und Aufführungswissenschaft)



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